Der Weg zur Rückkehr in den Alltag ist weit.

Liebe Gemeinde !

Sie haben einen weiten Weg vor sich. Diesen Satz bekommt so mancher Patient im Krankenhaus zu hören, etwa wenn er an Krebs erkrankt oder einen Schlaganfall erleidet. Auch wenn die akute Gefahr abgewendet ist, so ist der Weg bis zur Genesung oder Rückkehr in den Alltag weit. Sie haben noch einen weiten Weg vor sich, warnt die Therapeutin ein Paar oder eine Familie, die Verständigungsschwierigkeiten haben und erst wieder lernen müssen, miteinander zu reden. Auch in der Kirchengemeinde stehen Entscheidungen an, bei denen deutlich wird, wir haben noch einen langen weg vor uns. Die Frage der Trägerschaft für das Haus der Kinder treibt uns um und wir brauchen Ihre Unterstützung im Gebet für kluge Entscheidungen!

Und uns allen ist auch deutlich geworden, dass der Weg aus der Corona-Krise heraus in die alte oder eine neue Realität ein langer sein wird.
„Du hast einen weiten Weg vor dir“ – so warnt auch ein Engel den Propheten Elia, der erschöpft unter einem Ginsterstrauch liegt.
Dabei hat Elia nicht nur einen weiten Weg vor sich, sondern auch schon eine lange Strecke hinter sich. Elia lebt in einer gottvergessenen Zeit. Israels König Ahab hat sich von seiner ungläubigen Frau Isebel selber vom Glauben abbringen lassen und mit seinem Unglauben die ganze Bevölkerung beeinflusst.

Ja, Isebels Hass auf den jüdischen Glauben nimmt sehr drastische Formen an: So lässt sie alle Menschen, die Gott als seine Propheten berufen hat, töten. Einige wenige wie Elia entkommen ihr. Sie droht, auch ihn zu töten. Elia flieht in eine Wüste und lässt sich schließlich erschöpft unter einem Ginsterstrauch fallen.

Er schläft ein. Wahrscheinlich fühlt er sich nicht nur von den Menschen, sondern auch von Gott im Stich gelassen. Gott gibt ihm zunächst keine neue Zusage seiner Treue. Ob Elia ihr in seiner Erschöpfung und mit leerem Magen auch hätte glauben können? Doch Gott schickt ihm einen Engel, der ihm mehrmals etwas zu essen und zu trinken vorsetzt und ihn auffordert, sich zu stärken, mit der Begründung: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“

Erst am Ende dieses Weges wird Gott Elia, wenn auch in verhüllter Gestalt, persönlich begegnen.
Außerdem schickt Gott ihm dann einen Nachfolger, der die Last von seiner Schulter nimmt und sein Werk an seiner Stelle weiterführt.
Wer weite Wege zurücklegen muss, braucht Stärkung. Wie gut, dass wir wieder Gottesdienste feiern dürfen, in denen Gott uns mit seinem Wort berührt und stärkt. Er ist wie ein guter Hirte, der uns, seine Herde, auf grüne Auen und zum frischen Wasser führt und unsere Seele erfrischt.
So zugerüstet, können wir uns wieder auf den Weg machen. Wir erfahren neue Kraft, um um unsere Gesundheit zu kämpfen, uns für unsere Beziehungen einzusetzen und den Weg durch die Corona-Krise und eines Tages auch aus ihr heraus zu bestehen. Und schließlich bekommen wir Klarheit auch in undurchsichtigen und komplizierten Situationen. Wer sich mutig aufmacht erfährt Gottes stärkende Begleitung.

In diesem Sinne eine gesegnete Zeit
Ihr Pfarrer Markus Wandtke