Schiebe deinen Nächsten wie dich selbst

In Zeiten, in denen man zwangsläufig auf vieles verzichten musste, war auch bei Kirche Pause oder zumindest eingeschränkter Betrieb. Gottesdienste wurden auf neue Formate gebracht, damit sie Onlinetauglich sind, zumindest annähernd. War es für den einen oder anderen vorher noch selbstverständlich, in gewissen Abständen regelmäßig in den Gottesdienst oder zu anderen Veranstaltungen zu gehen, wurde auch diese Gewohnheit unterbrochen. Gleiches gilt natürlich auch für Sport(Fußball)fans, Kulturliebhaber, Kerwagänger, Fernreisende und viele andere Bereiche.

Bevor wir etwas wieder beginnen, fragen wir uns erst, ob wir das noch so wie vorher brauchen, oder ob die Unterbrechung zu einer Veränderung unserer Gewohnheiten führt. Normalerweise werden die Gewohnheiten verändert, deren Sinn schon vorher nicht mehr ganz eindeutig war, aber die Kraft fehlte, es selbst zu ändern. Dafür wirken solche Unterbrechungen wie Katalysatoren -  sie bereinigen.

Was brauchen Sie noch in Sachen Glaube und Kirche und was nicht mehr? Gibt mir der Besuch des Gottesdienstes etwas? Musiziere oder singe ich immer noch gerne in der Gruppe? Gibt es in mir eine Sehnsucht nach dem Treffen mit anderen Jugendlichen in der Gemeinde, vermisse ich meinen Hauskreis? Dann ist es gut und es wird weiter gehen. Empfinde ich eher Erleichterung über die Pause und fehlt mir auch noch längerer Zeit nichts, werde ich mein Engagement überdenken.

Prüfet alles, das Gute aber behaltet, schreibt Paulus. (1. Thessalonicher 5,21)
Nicht zu verachten ist aber auch die Trägheit des Menschen. Jedes Mal aufs Neue gilt es die Schwerkraft zu überwinden, die mich ans Sofa oder auf meinen Bequemstuhl bindet. Die innere Stimme, die mich zurückhält, mich aufzumachen. Schon als Kinder war es oft so, dass Eltern uns zu einer Veranstaltung geschoben haben, weil wir keine rechte Lust hatten. Waren wir dann erst mal dort, war es einfach toll.

Lassen Sie sich wieder einladen, schieben Sie sich selbst wieder an. Es macht Freude gemeinsam Gottesdienst zu feiern, aufzutanken und neuen Mut zu bekommen. In der Vergebung von Gott aufgerichtet zu werden und im Gebet zur Ruhe zu kommen und an andere zu denken. Das macht den Blick weit und das Herz füllt sich mit sinnvoller und guter Nahrung für mein Leben.

Wir freuen uns auf jeden der sich einladen lässt zu Singen, zu musizieren, in der Bibel zu lesen und zu beten, oder manchmal einfach nur das Leben zu feiern und zu genießen.

Ihr Pfarrer
Markus Wandtke