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Apfelbäumchen

Viele Legenden ranken sich um Martin Luther und die Bäume. Er liebte sie und erfreute sich an ihnen, so sah er im frischen Grün der ausschlagenden Bäume im Frühling ein Sinnbild für die Auferstehung der Toten. In den Bäumen soll er die göttliche Gnade im irdischen Leben gesehen haben.

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. Dieser Satz lässt sich ihm aber nicht belegbar nachweisen. Wahrscheinlich wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt.

Im Jahre 1985 schrieb der deutsche Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth das Buch „So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen – Es ist soweit“. Er sah das Überleben der Menschheit bedroht durch Atomkrieg, Umwelt­­zerstörung, Bevölkerungsexplosion und die Unfähigkeit der mensch­lichen Gesellschaft, darauf angemessen zu reagieren. Heute, fast vierzig Jahre später, steht es um uns nicht viel besser.

Aber: Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass auf unserem Friedhof auch ein junges Apfelbäumchen steht - gleich hinter der Leichenhalle. Es wächst, schenkt Hoffnung und bietet Lebensraum und -grundlage für Insekten und andere Tiere. Im Frühling bieten die Blüten den Bienen Nektar und Pollen, in der Borke können sich Kleinstlebewesen verstecken und leben, wenn er größer wird bietet sein Schatten Schutz vor der sengenden Sonne und im Herbst erfreut sich vielleicht ein Igel an den herunter gefallenen Früchten.

So lasse Gott auch uns wachsen wie einen Baum, der in der Tiefe wurzelt und Stürmen wider­stehen kann. Er lasse uns spüren, was alles in uns steckt. Er lasse Früchte in uns reifen, gute Ideen, mit denen wir uns und auch anderen Freude bereiten können – und dadurch mithelfen, das Überleben der Menschheit zu sichern.