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Rückblick auf die Pause

Was hat sich in der Zeit der Zwangspause eigentlich in der Kirchengemeinde getan? Wir sehen oft nur was nicht möglich war und ausgefallen ist, vergessen dabei aber, dass einiges dennoch möglich war. Wenden wir unseren Blick also auf die Seite der Möglichkeiten.

Zunächst war eine gewisse Verunsicherung und auch Schockstarre, weil nichts mehr so war wie vorher. Ab Mitte März war das Leben lahm gelegt, Lockdown! 
Diese schroffe Regelung war natürlich ein massiver Eingriff in die Grundrechte jedes Einzelnen sowie in die verbrieften Rechte der Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Nach dem ersten Schock erwachte eine vorsichtige Kreativität. Zum gemein-samen Gebet wurde durch die Glocken aufgerufen, in Rohr täglich bereits um 5 Uhr morgens, um 11 Uhr mittags und um 18 Uhr am Abend. Das ist nicht neu, das war auch schon vor Corona so, aber es wurde wieder verstärkt wahrgenommen. Wenn das alltägliche Leben seinen Rhythmus aus Arbeit und ar-beitsfreie Zeit verliert, bekommt der Rhythmus des Gebetsläutens eine neue Bedeutung.

Zusammen mit den Nachbargemeinden wurde ein Gottesdienstformat erstellt und als Videogottesdienst, oder Onlinegottesdienst, oder auch Sofagottesdienst im Internet zur Verfügung gestellt. Darin wurde nach und nach die kreative Vielfalt der Gemeinschaft entdeckt. Wie ich aus einigen Rückmeldungen erfahren durfte, erfreute sich dieses Format durchaus einiger Beliebtheit. Aber wie alles im Leben, sobald es zur Gewohnheit wird, lässt auch das Interesse etwas nach. Hatten wir anfangs deutlich mehr Menschen erreicht als mit Gottesdiensten in der Kirche "normalisierte" sich das nach und nach wieder.

Die Karwoche stellte eine besondere Herausforderung dar. Zunächst war da die Verschiebung der Konfirmation auf unbestimmte Zeit (nach heutigem Stand wird sie am 20. September nachgeholt). Wie soll Beichte und Abendmahl gefeiert werden ohne dabei in die Kirche zu gehen, wie Karfreitag, Todesstunde, Osternacht und Ostern oder Familienkirche? 
Die Elemente Beichte (sogar in zweierlei Form), Abendmahl sowie ein mit Elementen der Osternacht gestalteter Gottesdienst wurden als Onlineformate angeboten und genutzt. Das Osterkreuz stand in der Kirche zum Schmücken bereit und war am Ende des Tages voller Blumen wie immer. 

Ein besonderes Highlight war der Emmausweg am Ostermontag: etwa 30 Familien haben sich auf den Weg gemacht um (nacheinander) die Stationen zu begehen und schließlich in der Kirche mit einer kleinen Form von Abendmahl zu enden.

Das Lockern der Beschränkungen fiel deutlich komplizierter aus als die radikale Beschränkung. Nach und nach traten erste Lockerungen in Kraft und die Ge-meinde feierte ihren ersten Gottesdienst mit Besuchern bei herrlichem Wetter in der Christenmühle. Wie schon am Sonntag davor war auch dieser Gottesdienst im Internet und das sogar als Livestream, also in Echtzeit, zu erleben. 
Die Sehnsucht bei allen war groß, endlich wieder gemeinsam zu feiern und so war neben den 50 zugelassenen Gästen auf dem Areal noch etliche "Zaungäste" zu verzeichnen, die alles aus sicherer Entfernung mitfeiern konnten.

Maskenpflicht im Gottesdienst schreckte dann aber doch mehr Menschen ab als befürchtet und so waren die folgenden Gottesdienste eher von ernüchternden Besucherzahlen gekennzeichnet als von großer Euphorie.
Allmählich kehrt wieder Normalität ein und die Chöre proben wieder (noch mit Abstand), die Konfis und Präpis treffen sich wieder und für jede Veranstaltung braucht man ein Hygienekonzept. 

Ob wir bis Weihnachten wieder ganz normal miteinander umgehen können, oder ob wir uns an das "neue normal" gewöhnen müssen, steht noch nicht ganz fest. Noch wird vorsichtig gelockert. Allerdings kommen keine großen Sprünge mehr zu Tage. 

Die Angst vor einer neuen Welle ist doch deutlich spürbar, zumindest bei vielen. Rücksicht und Vorsicht sind im Moment noch wichtiger als ausgiebiges Feiern oder Party – auch bei Kirche!