Wie lieblich ist der Maien – Gedanken zu Lied 501

1. Wie lieblich ist der Maien
aus lauter Gottesgüt,
des sich die Menschen freuen,
weil alles grünt und blüht!
Die Tier sieht man jetzt springen
mit Lust auf grüner Weid,
die Vöglein hört man singen,
die loben Gott mit Freud.

Ein sehr gut bekanntes Lied, das auch bei Gottesdiensten an der frischen Luft gerne gesungen wird. Es spricht uns aus der Seele, auch wenn sich die Jahreszeiten zu verschieben scheinen. Wer sich Zeit nimmt und mit offenen Augen durch die Natur geht, kann beobachten, was der Lieddichter Martin Behm sieht und beschreibt. Selbst der Gesang der Vögel drückt für ihn das Lob Gottes aus. Damit und in den folgenden Versen lehnt er sich an Psalm 104, 11f an und auch Franz von Assisi hätte das wohl genauso sagen können!

2. Herr, dir sei Lob und Ehre
für solche Gaben Dein.
Die Blüt zur Frucht vermehre,
lass sie ersprießlich sein.
Es steht in Deinen Händen,
Dein Macht und Güt ist groß,
drum wollst Du von uns wenden
Mehltau, Frost, Reif und Schloss.

Im Wissen um die Gaben Gottes bittet er um die Frucht auf Feldern und Bäumen auch im Wissen, dass diese bedroht sind durch die Unberechenbarkeit des Wetters. Mag mittlerweile ein Mittel gegen Mehltau gefunden sein, Frost, Reif und Hagel bleiben uns nicht verfüg- bzw. abwendbar. Obstbauern spannen Netze über ihre Plantagen und am Bodensee kann man bei entsprechender Wetterlage immer mal lautes Schießen hören, womit versucht wird Hagelwolken auseinander zu treiben. Nette Versuche, aber wenn ?s richtig kommt, dann werden uns die Grenzen unserer Macht aufgezeigt. Wir können das Wetter nicht bestimmen – Gott sei Dank!

3. Herr, lass die Sonne blicken
ins finstre Herze mein,
damit sich’s möge schicken,
fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben
allein an Deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben
und weist des Himmels Pfort.

Im dritten Vers wird der Zusammenhang hergestellt zwischen äußerem und innerer Wetterlage. So wie die Sonne Licht ins Dunkel dieser Welt bringt, möge Gottes Licht auch meine finsteren Ecken in mir erhellen. Das ist eben auch ein Teil der gerade hinter uns liegenden Passions- und Osterzeit: Buße tun heißt sich mit den dunklen Stellen des eigenen Lebens beschäftigen und sie durch die Kraft der Vergebung annehmen und überwinden. Kraftvolle Gedanken in einem fröhlichen Kleid.

In diesem Sinne eine gesegnete Sommerzeit.

Ihr Pfarrer Markus Wandtke